Die faszinierenden Nazca-Linien
Die Tigerente besucht die mystischen Nazca-Linien mitten in der peruanischen Wüste und muss feststellen, dass diese Linien nicht umsonst weltberühmt sind! “Linien” trifft es aber eigentlich gar nicht so ganz, denn die in den Wüstensand gemalten Figuren bestehen aus riesigen Bildern, geometrischen Formen und letztlich auch schnurgeraden, kilometerlangen Linien. Insgesamt 1.500 Scharrbilder (so genannte Geoglyphen) bedecken eine Fläche von an die 500 Quadratkilometer, manche der Linien sind bis zu 20 km lang! Unglaublich, dass diese Kunstwerke vor über 1.000 Jahren in den Wüstensand gemalt wurden!
Die verschiedenen Bilder stellen ganz unterschiedliche Lebenwesen dar: So gibt es unter anderem einen 135 Meter langen Kolibri, einen 90 Meter langen Affen, eine 42 Meter lange Spinne, einen Kondor mit einer Flügelspannweite von 180 Metern, einen Wal und sogar einen Astronauten. Die Tigerente bezweifelt allerdings, dass die Urheber der Linien tatsächlich einen Weltraumwanderer im Sinne hatten, als sie die Figuren um etwa 800 vor bis 600 nach Christus in den Sand malten… Dass es selbstverständlich Theorien gibt, die vermuten, dass die Linien als Landebahnen für Außerirdische dienten oder gar selbst von Aliens gemalt wurden, verwundert aber trotzdem nicht, denn die Figuren, Zeichnungen und Linien sind nur aus der Luft wirklich erkennbar!
Die Nazca-Linien geben der Wissenschaft bis heute Rätsel auf. Einig scheint man sich nur darüber zu sein, dass sie von Angehörigen der Paracas- sowie der Nazca-Kultur geschaffen wurden. Darüber, zu welchem Zweck die Bilder dienten, gibt es allerdings die wildesten Spekulationen. So wird zum Beispiel vermutet, dass mit Hilfe der Linien symbolisch Wasser aus den auf der heißen Hochebene entstehenden Fata Morganen abgezapft werden sollte. Eine weitere Theorie besagt, dass es sich um Strecken für Wettläufer gehandelt haben soll. Etwas wissenschaftlicher klingt da die Erklärung, dass es sich bei den Linien um einen astronomischen Kalender gehandelt haben könnte. Hierfür spricht zumindest, dass sich einige der Zeichnungen an Sonnenwenden orientieren. Dieser Auffassung war zum Beispiel der amerikanische Historiker Paul Kosok, der die ersten systematischen Untersuchungen des Gebiets im Jahre 1939 durchführte. Seine spätere Assistentin, die Deutsche Maria Reiche, vertrat dagegen die Meinung, es handelte sich um einen Agrarkalender gigantischen Ausmaßes, denn die richtige Zeit zur Aussaat und der Beginn der Regenzeit dürften in der trockenen Wüste von besonderer Wichtigkeit gewesen sein. Ihre Theorie basiert zum Beispiel darauf, dass sich viele der religiösen Kulte der Nazca um Wasser und Fruchtbarkeit drehten und die Abbildungen zum Teil als Fruchtbarkeits- oder Wassersymbole interpretiert werden können. Maria Reiche war so fasziniert von den Linien, dass die ursprünglich aus Dresden stammende Physikerin, Mathematikerin und Geologin sich in Nazca (auf Spanisch übrigens “Nasca”) niederließ.
Nach dem Tode Kosoks im Jahr 1959 führte Maria Reiche mit bewundernswerter Leidenschaft die Vermessung der Linien fort und versuchte, ihre Theorie weiter zu stützen. Sie widmete die letzten 40 Jahre ihres Lebens der Erforschung und dem Schutz der Zeichnungen. Die waren im Laufe der Jahre zum Teil von starken Niederschlägen und den rauen Witterungsbedingungen in Mitleidenschaft gezogen oder von LKWs plattgefahren und neugierigen Touristen niedergetrampelt wurden. Sogar die berühmte Panamericana führt mitten durch einen Geoglyphen. Sie teilt ein 188 Meter langes Eidechsenabbild in zwei Hälften. Bis ins hohe Alter suchte Maria Reiche im Wüstensand nach der Bedeutung der Linien. Ihr ist es auch zu verdanken, dass die Nazca-Linien weltweit bekannt und 1994 in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurden. So ist ihr Name untrennbar verknüpft mit den Nazca-Linien. Heutzutage dürfen die Linien übrigens nicht mehr betreten werden.
Wenngleich die Motivation für die Zeichnungen noch recht unklar ist, ist vergleichsweise gut erforscht, auf welche Art die Linien in den Sand gemalt wurden. So ist die Wüstenoberfläche deutlich dunkler als die darunter liegende Schicht. Wurde die obere Schicht abgetragen, entstanden helle Furchen. Diese waren zumeist 20-50 cm tief, teilweise allerdings auch nur ein paar Zentimeter. Zum Teil wurde die betroffene Fläche auch einfach gesäubert und dann nach vorher aufgestellten Plänen mit Steinen die Muster in den Sand gelegt. Hierzu wurden einfache Hilfsmittel wie zum Beispiel einen Holzpflock benutzt, von dem aus mit einem langen Seil eine Spirale in den Sand gezeichnet werden konnte. Über die Jahrhunderte sind viele Linien stark verweht worden und mussten in mühseliger Kleinarbeit wieder freigelegt werden, auch dies ist zu einem großen Teil Maria Reiche zu verdanken.
INFOS
Rundflüge über die Nasca-Linien: Den bei weitem besten Überblick über die Ausmaße der Kunstwerke erhält man bei einem Rundflug über die Nazca-Linien. Da Nasca nicht vom garua, dem typischen Küstennebel der Anden, betroffen ist, ist der Himmel das ganze Jahr über klar und sonnig! Es besteht also kaum die Gefahr, dass der Blick nach unten durch Nebelschwaden verschleiert wird. Daher hat sich auch die Tigerente dazu entschieden, einen Rundflug zu buchen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: In der Umgebung von Nasca gibt es einige Veranstalter und die Flüge sind nach Kenntnis der Tigerente vergleichsweise günstig. Aber Achtung: Das Auswärtige Amt weist auf seiner Internetseite darauf hin, dass der technische Zustand der in Nazca vom Flughafen „Maria Reiche“ startenden Kleinflugzeuge sowie die Qualifikation der Piloten und die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften in der Vergangenheit nicht europäischen Standards entsprachen. Es kam 2007 und 2016 zu mehreren Zwischenfällen und 2007 bzw. 2008 sogar zu drei Abstürzen mit Todesfolge.
Die Standards am Flughafen in Pisco (ca. 223 km und etwa vier Stunden Fahrt nordwestlich von Nasca), von wo aus ebenfalls Flüge zu den Nazca-Linien starten, sind nach Aussage des Auswärtigen Amts aktuell besser, so dass sich die Tigerente entschieden hat, von dort aus zu fliegen. Der Flughafen ist noch sehr neu und macht einen guten Eindruck. Um ihre Sicherheit macht sich die Tigerente jedenfalls keine Sorgen! Wer einen Flug von Pisco aus ebenfalls in Betracht zieht, kann auf diese Weise den Überflug über die Nazca-Linien sehr gut mit einem Aufenthalt auf der spektakulären Halbinsel Paracas verbinden, siehe den Blogeintrag der Tigerente dazu 😉 Aber auch hier gilt: Achtung, die Flüge von Pisco aus sind weder günstig, noch etwas für sensible Mägen! Über den Linien legen sich die Piloten ordentlich ins Zeug, was bedeutet: Senkrechte Linkskurve, senkrechte Rechtskurve, direkt nochmal senkrechte Linkskurve und nochmal senkrechte Rechtskurve und das ganze 18 (!) Mal. Der Tigerente ist jedenfalls sehr, sehr schlecht geworden und da war sie nicht die Einzige…
Aussichtstürme und -hügel: Wer nicht fliegen kann oder mag, für den gibt es einen 15 m hohen Aussichtsturm (Mirador) bei Kilometer 425 der Panamericana. Von dort aus lassen sich zwei der Scharrbilder sehr gut erkennen. Der Mirador ist übrigens auch von Maria Reiche erbaut worden. Außerdem ist ein kleiner Obolus von 4 Soles (ca. 1 Euro) Eintritt fällig. Aktuell wird ein zweiter, etwa doppelt so hoher Aussichtsturm direkt daneben erbaut, dieser war aber beim Besuch der Tigerente noch nicht ganz fertig.
Ebenfalls 4 Soles kostet es, wenn man einen kleinen Aussichtshügel bei Kilometer 420 besteigt, von dem aus insbesondere einige Dreiecke und Linien sehr gut zu erkennen sind.
Planetarium Maria Reiche: Jeden Abend um 19 Uhr zeigt das Planetarium eine ca. 30-minütige Vorführung, in der die astronomische Bedeutung der Nazca-Linien erklärt wird. Die Vorführung ist auf englisch (es werden auch Präsentationen auf Spanisch und Französisch angeboten, aber zu anderen Uhrzeiten). Während der Präsentation werden die Bilder der Scharrfiguren auf die kuppelförmige Decke des Planetariums projiziert. So haben auch diejenigen, die sich nicht den lokalen Fluggesellschaften für einen Rundflug anvertrauen mögen, die Chance, die Linien „von oben“ zu sehen 😉 Es besteht auch die Möglichkeit, durch das Teleskop zu schauen, was in den sternenklaren Nächten in dieser Gegend besonders empfehlenswert ist! Kosten: 25 Soles p.P. (ca. 5 Euro), ermäßigte Preise für Studenten. Achtung: Das kleine Planetarium liegt auf dem Gelände des hübsch angelegten dm Hoteles Nasca , das solltet Ihr für die Anfahrt wissen 😉
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