In der grünen Wildnis rund um Cilaos
Nach einem dreiviertelstündigen Flug von Mauritius nach La Réunion geht mit dem Mietwagen der Insel in den Cirque de Cilaos. Die abenteuerliche Anreise in den hochgelegenen Talkessel soll Euch auf keinen Fall vorenthalten werden… Erahnen lässt sich das Spektakel schon, wenn man weiß, dass der Ortsname „Cilaos“ vom madagassischen Wort Tsialosa stammt, was soviel bedeutet wie „Jemand, den man nicht verlässt“. Nach genau diesem Prinzip scheint die einzige Straße, die den Ort mit dem Rest der Insel verbindet, erbaut worden zu sein: Sie windet sich über 432 (!) Kurven (irgendwer hat das wohl tatsächlich mal nachgezählt…) vom Talkessel zur Küste und bietet nach beinahe jeder Wegbiegung spektakuläre Ausblicke über die zerklüftete Bergwelt!
Vor engen Kehren wird freundlicherweise gehupt, damit der Gegenverkehr vorgewarnt ist. Die Asphaltqualität ist glücklicherweise beachtenswert gut: Obwohl die Straße bereits 1932 (nach fünfjähriger Bauzeit) eingeweiht wurde, scheint sie ständig gepflegt und gewartet zu werden. Trotzdem wird der Tigerente ein wenig mulmig, wenn sie die footballgroßen Steine sieht, die von den 200 Meter hohen Steilhängen direkt auf die Straße hinabfallen…
Aufgrund der vielen Kehrtwenden und den obligatorischen Stopps für Fotos benötigt man von Cilaos hinab zur Küste allerdings trotzdem etwa 1 Stunde. An dieser Stelle sei vielleicht erwähnt, dass Google keine Fahrtzeit ausspuckt, wenn man diese Serpentinen in seine Route einbezieht 😉
Im Cirque liegt der gleichnamige Ort Cilaos, der im 18. Jahrhundert von geflüchteten Sklaven gegründet wurde, nachdem sie zuvor auf den Zuckerrohrplantagen an der Küste schuften mussten. Mittlerweile zählt das Dorf etwa 3.400 Einwohner, die größtenteils vom Tourismus und der Landwirtschaft leben. Das recht verschlafene Nest ist berühmt für seine handgemachten Stickereien und die besten Linsen auf La Réunion, die auch auf vielen Speisekarten der Restaurants im Cirque wiederzufinden sind. Die Tigerente hat die Lentilles probiert und ja; lecker 🙂
Bei Tageslicht bietet der Cirque wirkliche einen einmaligen Anblick! Schroffe Kraterwände bilden einen riesigen Talkessel, den Cirque de Cilaos. Der Piton des Neiges, mit 3070 der höchste Berg des Indischen Ozeans, thront wie ein Herrscher am nördlichen Rand der Caldera. Der Berg ist ein erloschener Vulkan und auch der Cirque ist ein Überbleibsel der vulkanischen Aktivität in dieser Gegend.
Dass die Tigerente dieses Ausblick genießen kann, ist keine Selbstverständlichkeit: Das 1.200 m hochgelegene Cilaos ist der Ort mit den meisten jemals gemessenen Niederschlägen pro Tag – weltweit, versteht sich…. Am 5. März 1952 regnete es hier 1.870 l/m² in 24 Stunden; das entspricht 1,87 m Wassersäule! Zum Vergleich: Der Niederschlag in Deutschland beträgt im Mittel etwa 750 l/m² für das gesamte JAHR und entspricht einer Wassersäule von 75 cm. Der trockene deutsche Sommer 2018 dürfte diesen Schnitt weiter nach unten gezogen haben… Falls das Wetter nicht mitspielen sollte, kann man hier jedoch auch die höchstgelegensten Thermalquellen des Indischen Ozeans besuchen 🙂
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