Ein Besuch des Ganga Talao – Die Religionen auf Mauritius

Ein Besuch des Ganga Talao – Die Religionen auf Mauritius

November 22, 2018 0 Von ThisGirlIsEverywhere

Vor lauter Traumstränden kann man auf Mauritius beinahe vergessen, dass die Insel auch ein durchaus spannendes Binnenland zu bieten hat. Dort liegt das Grand Bassin bzw. Ganga Talao, wie der Name auf Hindi lautet. Dabei handelt es sich um einen See, der sich in einem erloschenen Vulkanschlot gebildet hat. Heutzutage ist der Ganga Talao der bedeutendste hinduistische Pilgerort außerhalb Indiens. 

Schon um die Entstehung des Sees ranken sich religiöse Legenden: So heißt es, dass einst der Gott Shiva und seine Frau Parvati über den Indischen Ozean flogen, weil Shiva seiner Angetrauten die schönsten Flecken der Erde zeigen wollte. In einer Schale trugen sie Wasser des heiligen Flusses Ganges mit sich. Während ihres Fluges erblickten sie unter sich eine wunderschöne grüne Insel. Um das Eiland besser betrachten bzw. dort landen zu können, hielten sie kurz inne und beugten sich nach vorne. Dabei verschütteten sie einen Tropfen des heiligen Wassers, der nun hinab auf die Insel fiel und dort einen funkelnden See schuf: Den Ganga Talao.

 

Blick auf die Tempelanlagen und 50 Prozent des Sees – entgegen des Namens „Grand Bassin“ ist er nämlich nicht besonders groß.

 

1972 wurde tatsächlich heiliges Wasser des Ganges mit dem Wasser des Sees vermischt, so dass dieser Teil der Legende nun eine wahre Komponente bekam. Zudem wurde der See von Grand Bassin in Ganga Talao umbenannt.  

Zum Maha-Shiva-Ratree-Fest (übersetzt etwa „Lange Nacht des Shiva“) Ende Februar/ Anfang März jeden Jahres feiern hier ca. 450.000 hinduistische Pilger den Gott Shiva, wobei sie Früchte- und Feueropfer bringen. Zudem bauen Sie kunstvolle Schreine zu Ehren der Gottheit, von denen der Hübscheste prämiert wird. Die Pilger kommen barfuß über die gesamte Insel bis zum Ganga Talao gelaufen und werden am Wegesrand mit Zuspruch und Verpflegung von den Einheimischen unterstützt.

 

Der Einfluss des Hinduismus an diesem besonderen Ort ist kaum zu übersehen.

 

Überall finden sich farbenfrohe Statuen hinduistischer Gottheiten und es duftet nach Räucherstäbchen.

 

Am Ufer befindet sich ein Hindu-Tempel, der Besuchern aller Religionen offen steht. Die Tempelanlagen sollten aus Respekt vor dem Glauben nur mit langer Hose und bedeckten Schultern betreten werden.

 

Die Tigerente ist beeindruckt von den zwei 33 Meter hohen Statuen. Die im Bild rechts befindeliche Shri-Mangal-Mahadev-Statue wurde 2007 enthüllt und stellt den Gott Shiva dar.

 

Bei der zweiten Statue handelt es sich um die größte Durga-Statue weltweit.

Der Hinduismus ist die am weitesten verbreitetste Religion auf Mauritius; etwa 48% der Menschen sind Hindus. Sie praktizieren ihren Glauben jedoch nicht genau wie die indischen Hindus. Es werden weder Kühe als heilig verehrt noch ist das Kastenwesen besonders ausgeprägt. In friedlicher Koexistenz mit den Hindus leben auf Mauritius ebenso Christen, Muslime und Buddhisten. Oftmals vermischen sich auch die Grenzen der Religionen: Katholiken opfern den Hindugöttern, Hindus versammeln sich in christlichen Kirchen und religiöse Feste werden gemeinsam gefeiert. Weiter verbreitet als bei uns ist auf Mauritius auch der Aberglaube. 

Der interessante und faszinierende Mix der Religionen dürfte auf die Vergangenheit von Mauritius und insbesondere die Kolonialzeit zurückzuführen sein. Europäische Kolonialherren brachten Sklaven für die harte Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern und den Tabakplantagen auf die Insel. Die Sklaven stammten aus Afrika, Indien und Asien. Nach Abschaffung der Sklaverei durch die Briten etablierten diese ein Zwangsarbeitersystem, für das sie vornehmlich Inder unter falschen Versprechungen nach Mauritius lockten. All diese Menschen brachten ihre eigene Lebensart und ihre Religionen mit, die so Teil der mauritischen Kultur wurden. 

Schon in der Schule wird Kindern beigebracht, dass jedes religiöse Fest besonders und schätzenswert ist. Im täglichen Miteinander wird Toleranz respektvoll gelebt. Der „Conseil des religions“ ist seit 2001 ein fest etabliertes Gremium auf Mauritius, dem Mitglieder verschiedener Religionen angehören (etwa des Hinduismus, Buddhismus, Christentums, Islams und weiterer auf Mauritius vertretener Glaubensrichtungen). Er nimmt zu religiösen und insbesondere auch weltlichen Fragen Stellung und erfuhr durch eine Anti-HIV-Kampagne, um deren Unterstützung er von UN-Generalsekretär Kofi Annan gebeten worden war, eine hohe Medienpräsenz und Akzeptanz in der Gesellschaft. Der Counseil des religions prägt das Verständnis gegenseitiger Toleranz ganz wesentlich und dürfte damit ein Grundpfeiler des friedlichen Zusammenlebens darstellen. 

 

Einige der Statuen sind in äußerst kunstvolle Stoffe eingekleidet.

 

Diese Offenheit und Freundlichkeit begegnete der Tigerente bisher überall auf der Insel und ist am Ganga Talao besonders spürbar. Der Ort strahlt eine kraftvolle Ruhe und Ausgeglichenheit aus, die sich in den Gesichtern der Menschen widerspiegelt. Die Gläubigen begegnen der Tigerente ausnehmend freundlich und immer lächelnd.

Nachdem die Tigerente sich eine Segnung im hinduistischen Tempel hat geben lassen, geht es mit dem Mietwagen zurück an die Küste zum Aussichtspunkt Gris Gris. Hier kann sie zuschauen, wie sich die Kraft der Wellen an der schwarzen Lavaküste im Süden Mauritius´ bricht. Die Wellen werden bis zu zwei Meter hoch und spritzen an der Steilküste bis zu zehn Meter nach oben. Was für ein imposantes Schauspiel!

 

An der Klippe im Hintergrund spritzen die Wellen bis zu zehn Meter hoch und erreichen beinahe die obere Kante des Felsens. Nicht auszumalen, wie es hier aussieht, wenn es stürmt!

 

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