About Coffee

About Coffee

November 11, 2017 Aus Von ThisGirlIsEverywhere

Heute gibt es ein letztes Mal Frühstück in Boquete. Die Hotelbesitzer haben direkt neben dem Frühstückstisch frisches Obst auf den Rasen gestellt, um die Vögel anzulocken. Und die kann man hier in allen möglichen Farben beim futtern beobachten. Auch zwei riesige schwarze Eichhörnchen gibt es.

Um 9:00 Uhr wird die Tigerente abgeholt zu einer Tour zu einer Kaffeeplantage. Ihr Guide Carlos, ein etwa 48-jähriger Arbeiter auf der Plantage, holt sie am Hotel ab und fährt mit ihr zu einer Kaffeeplantage von „Casa Ruiz“. Carlos ist sehr nett und unterhaltsam und spricht sehr gutes Englisch. Er weiß eine Menge über Kaffee und scheint auch ansonsten sehr gebildet zu sein. Wegen seines Kaffeewissens und seiner angenehmen Art ist er sogar von der chinesischen Botschaft nach China eingeladen worden, um dort drei Wochen zu bleiben und Panama zu repräsentieren. Leider gehört ihm die Kaffeeplantage nicht, sondern er arbeitet für 600 US-Dollar im Monat darauf.

Die Kaffeeplantage gehört Herrn Ruiz, wie der Name schon sagt. Herr Ruiz ist mittlerweile 96 Jahre alt und verkauft übrigens auch Kaffe nach Deutschland, nämlich unter anderem an das Kaffee „Woyton“ in Düsseldorf. Einer der Söhne von Herrn Ruiz lebt in Stuttgart und ist Manager von Hochland-Kaffee.

In Boquete und überhaupt in Panama ist es so, dass tatsächlich jede Plantage einem anderen Eigentümer gehört und auf Kaffee kein Monopol besteht. So kann jeder Kaffeebauer selbst von seinem Kaffee profitieren und diesen direkt ins Ausland verkaufen. Außerdem erfährt die Tigerente, dass in Boquete der teuerste Kaffee der Welt angebaut wird. Und zwar NUR in Boquete. Dieser Kaffee nennt sich Geisha-Kaffee. Ein Kilo der noch grünen Kaffeebohnen dieser Sorte haben dieses Jahr bei einer Auktion 1.200 US-Dollar gebracht. Ein Kilo bereits gerösteter, brauner Geisha-Bohnen hat 3.000 US-Dollar erzielt. Zum Vergleich: Der Luwak-Kaffee, den vielleicht auch manche Europäer kennen und der aus Kaffeebohnen gewonnen wird, die bereits den Verdauungstrakt einer Katze durchlaufen haben, kostet etwa 500 US-Dollar. Der Geisha-Coffee soll recht fruchtig schmecken und wird wohl primär nach Japan verkauft. Der Samen dieser Pflanze stammt ursprünglich aus Äthiopien, und zwar aus einem Gebiet namens Gesa. Das war aber nicht fancy genug und da auch bei Kaffee Marketing alles ist, nannte man den Kaffee einfach „Geisha“ und eroberte die Herzen der Japaner.

Den europäischen Geschmack trifft diese Sorte nach der Aussage von Carlos nicht so ganz. Wir Europäer trinken lieber den eher minder-qualitativen Kaffee, der aus den so genannten „Floatern“, den Schalen der Kaffeebeere, Zweigen und sonstigem Zeugs besteht. Das Ganze wird gemahlen und dann als Nespresso, Tchibo, Jacobs und anderes in Europa auf den Markt gebracht. Derartiger Kaffee wird übrigens auch an Starbucks verkauft. Zum Vergleich:

Schlechte Qualität:

Gute Qualität:

Hier in Panama findet man in den Coffeeshops sehr viel hochwertigen Kaffee, der nur aus dem besten Bohnen besteht – keine Selbstverständlichkeit, da es in anderen Ländern wie zum Beispiel Kolumbien per Gesetz verboten ist, den guten Kaffee im eigenen Land zu behalten. Die gute Qualität muss ins Ausland verkauft werden, für die Einwohner bleibt nur die mindere Qualität übrig.

Die Kaffeeplantage von Casa Ruiz liegt an den Hängen von Boquete. Stellt man sich eine typische Kaffeeplantage vor dem inneren Auge vor, so hat man ein Bild von Kaffeesträuchern vor sich, die in Reih und Glied in einer Monokultur stehen. Dies ist hier nicht der Fall, da auf Mischbepflanzung gesetzt wird. Dies bringt viele Vorteile: Es werden Vögel angelockt, die potentielle Schädlinge vernichten, im Boden wird viel Nitrat gebunden und die hohen Bananenpalmen, Orangenbäume und anderen Pflanzen spenden Schatten, damit der Kaffee besser reifen kann und nicht in der Sonne verbrennt. Zudem sind die herabfallenden Früchte ein natürlicher Dünger für den Boden.

Auch die Kaffeepflücker können hiervon profitieren, denn sie dürfen Früchte für den Eigenbedarf mit nach Hause nehmen. Ein Kaffeepflücker wird hier pro Kilogramm gepflückter Kaffeebeeren bezahlt. Den Lohn für 1 Kilo kennt die Tigerente leider nicht, der durchschnittliche Stundenlohn in Panama liegt allerdings bei nur 2,60 US-Dollar. Die Arbeiter auf der Ruiz-Plantage bekommen zusätzlich zu ihrem Lohn und zu den Früchten noch die Unterkunft gestellt. Primär arbeiten dort Indios, die die Beeren per Hand von den Sträuchern pflücken und dabei bergauf, bergab gehen und zumeist der prallen Sonne ausgesetzt sind. Ein ziemlicher Knochenjob.

Für den Geisha-Kaffee gibt es übrigens einen speziellen Trupp, der nur diese Beeren erntet. Die Sträucher stehen überall auf der Plantage zwischen den übrigen Pflanzen. Übrigens gibt es hier auch Sojabohnen, Kürbisse, Mais und andere Leckereien, die aber im Prinzip nur Nebenprodukt des Kaffees sind und nicht verkauft werden.

Die Erntesaison für den Kaffee beginnt im Dezember. Die Pflanzen auf dieser Plantage sind zum Teil über 100 Jahre alt. Je älter die Kaffeepflanze, desto besser die Qualität des geernteten Kaffees. Hier werden im Gegensatz zu der Farm von gestern die Sträucher also stehen gelassen. Dies hängt wohl mit der jeweiligen Art zusammen.

Werden die Kaffeebeeren geerntet, so nimmt der Pflücker nur die roten Früchte vom Strauch; grüne Beeren bleiben hängen, bis sie reif sind. Sodann müssen die gepflückten Beeren sortiert werden, denn einige von ihnen sind beispielsweise von Insekten befallen und deswegen beschädigt. Die beschädigten Beeren sind leichter; sie werden aussortiert, indem sie durch Wasser geschleust werden. Was oben schwimmt, ist die schlechtere Qualität (die „Floater“ – Carlos nennt sie „George-Clooney-Kaffee“). Die intakten Früchte sinken nach unten. Anschließend wird entschieden, welche Methode angewendet werden soll, um die Bohnen zu verarbeiten. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel „natural“, „honey“, „normal“ und andere. Als nächstes werden die Beeren geschält und damit die Bohnen separiert. Übrigens enthält jede Beere normalerweise zwei Kaffeebohnen, die eine helle, fast weiße Farbe besitzen. Um die Bohnen herum ist eine dünne Schicht weißes Fruchtfleisch und eine klebrige Substanz. Trocknet man die Bohnen mit dieser Substanz, verwendet man die Methode „honey“.

In jedem Fall folgen nun Sortierungen der Bohnen nach Größe, Farbe und Gewicht. Die Bohnen werden anschließend etwa drei Stunden vorgetrocknet.

Die eigentliche Trocknung findet meist in einer Art beheizter Trommel statt. Diese endgültige Trocknung dauert über 40 Stunden. Geröstet werden die Kaffeebohnen erst beim Röster, wobei es selbstverständlich auch verschiedene Röstweisen gibt.

Soo, das war viel zum Thema Kaffee. Nachdem die Tigerente die Tour beendet hat, macht sie sich auf den Weg nach Monte Totumas. Eigentlich so weit kein Problem, wenn da nicht die letzten 10 Kilometer wären. Denn hier geht´s off Road, im wahrsten Sinne. Über einen – ähem – „Feld“weg, der größtenteils mehr durch Wald und über Felsen geht, muss sich der Mietwagen quälen. Es geht steil bergauf und bergab, teils im tiefen Schlamm, teil über fussballgroße Gesteinsbrocken. Durch zwei Flüsse muss der Wagen ebenfalls durch. Der erste ist recht tief, beinahe hätte der Luftfilter Wasser geschluckt. Und das Mitten im Nirgendwo, weit und breit keine Besiedlung, nur Nebelwald. Zwischendurch zweigt mal ein Feldweg nach rechts oder links ab, Wegweiser gibt es nicht und die Tigerente kann nur hoffen, dass sie sich bei dieser Straßenqualität (das Wort ist hier in jeder Hinsicht fehl am Platze) nicht auch noch verfährt… Nach 10 Kilometern und einer Stunde Fahrt für eben diese kommt endlich die Lodge in Sicht. Gott sei dank, denn AUF GAR KEINEN FALL will die Tigerente hier im Dunklen lang müssen. Die Lodge ist dafür sehr schön und man hat absolut seine Ruhe – klar, wer soll sonst auch hier herfahren? Zwei freundliche Hündinnen gibt es, hunderte von Kolibris und einen Ausblick, der sich sekündlich ändert, je nachdem, in welche Richtung der Nebel wandert. Aber für heute erstmal genug, der Tag war lang. Gute Nacht!

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